Dienstag, 22. November 2011

Doch die Zeit zurückdreh'n - geht nicht...

Hallo ihr da draußen!
Heute gibt es wieder was auf die Ohren, ein Titel der mir besonders unter die Haut ging.
Das Lied 'S.O.S' von Fard, einem deutschen Rapper mit iranischen Wurzeln.



In diesem Sinne viel Spaß beim Hören und Begeistern lassen. Beste Grüße.

Dienstag, 15. November 2011

Jean-Jacques Rousseau.

Hallo ihr da draußen!
Heute hat eine Person Geburtstag, die mir sehr viel bedeutet, die sich auch sehr schnell einen Platz in meinem Herzen gesichert hat und mit der ich mich wirklich tiefgründig über Literatur und Musik, aber auch über Gott und die Welt unterhalten kann.


Ich wünsche dir alles nur erdenklich Liebe und Gute zu deinem Geburtstag und gleichzeitig zum ersten Tag des Rests deines Lebens. Neben viel Gesundheit, Glück, Freunden, guter Musik, inspirierender Literatur und den anderen üblichen Dinge, auch Freude am Leben. Außerdem wünsche ich dir, dass du weiter den Kopf oben behälst, egal was das Leben für dich in petto hat. Lass es dir gut gehen an deinem Ehrentag heute und lass ihn dir durch nichts verderben.


Das heutige Zitat ist deswegen nur für dich, da ich weiß, dass du es richtig verstehst.
Es ist von dem französischen Philosophen Jean-Jacques Rousseau. (1712-1778)

"Nicht der Mensch hat am meisten gelebt, welcher die höchsten Jahre zählt, sondern der, welcher sein Leben am meisten empfunden hat."


In diesem Sinne viel Spaß beim Lesen und Begeistern lassen. Beste Grüße.

Victor Hugo.

Hallo ihr da draußen!
Heute mal wieder ein Zitat, auf welches ich durch Zufall gestoßen bin, mir aber sehr gut gefällt. Es ist von dem französischen Schriftsteller Victor Hugo. (1802-1885)

Es gibt nichts Schöneres, als geliebt zu werden, geliebt um seiner selbst willen oder vielmehr trotz seiner selbst.




In diesem Sinne viel Spaß beim Lesen und Begeistern lassen. Beste Grüße.

Montag, 14. November 2011

Ich glaube uns bleibt nur ein kurzer Augenblick zwischen Liebe, hassen und dann bleibt nur noch Resignation...

Hallo ihr draußen.
Heute gibt's wieder was auf die Ohren:
(jedoch steht das nächste Literaturprojekt schon in den Startlöchern.)
Team Avantgarde, das sind Clemens Phase und Philipp Zenit. Hier nun ein etwas älteres Lied der beiden Rapper.


Team Avantgarde - Gestern, heute und wahrscheinlich morgen



In diesem Sinne viel Spaß beim Hören und Begeistern lassen. Beste Grüße.

Sonntag, 13. November 2011

Friedrich Nietzsche.

Hallo ihr da draußen!
Heute teil ich mit euch eines meiner Lieblingszitate von einem meiner Lieblingsphilosophen/-Schriftsteller: 

Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844-1900)

"Battle not with monsters, lest ye become a monster, and if you gaze into the abyss, the abyss gazes also into you."

"Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein."

In diesem Sinne viel Spaß beim Lesen und Begeistern lassen. Beste Grüße.

Samstag, 12. November 2011

Und wenn uns doch am Ende gar nichts bleibt flüstern wir leise: Wir können verdammt gut dramatisch sein...

Hallo ihr da draußen!
Gestern hab ich nur durch Zufall einen grandiosen Künstler gefunden: Ahzumjot. Leider habe ich seinen richtigen Namen nicht gefunden und kann deswegen nur mit seinem Künstlernamen dienen.
Der Text seines Liedes "Nicht viel" regt meiner Meinung nach an sein Leben/ seine Lebenseinstellung zu betrachten und möglicherweise zu überdenken.

In diesem Sinne viel Spaß beim Hören und Begeistern lassen. Beste Grüße.


Freitag, 11. November 2011

Immerhin war'n wir für eine Nacht zweifellos...

Hallo ihr da draußen!
Heute gibt es nur was die Ohren, weil es Freitag ist und ich denke jeder einfach Lust hat sein Wochenende zu genießen nach einer anstrengenden Woche. Mein Musiktipp des Tages ist heute das Lied "Zweifellos" von Fabian Römer auch besser bekannt unter seinem Künstlernamen F.R. und Tim Bendzko. Hört es euch einfach an und lasst es auf euch wirken. Ich denke jeder wird sich schon mal in einer Situation befunden haben die im Lied dargestellt wird.

In diesem Sinne viel Spaß beim Hören und Begeistern lassen. Beste Grüße.

F.R feat. Tim Bendzko - Zweifellos

Donnerstag, 10. November 2011

Stendhal Syndrom

Hallo ihr da draußen!
Ich möchte meinen ersten Post mit einer kleinen Verknüpfung von Musik, Recherche, Literatur, erneuter Recherche und abschließend mit einer Buchempfehlung beginnen. (Die Musik und die Literatur sind selbstverständlich auch empfehlenswert.)
Hierzu aber erst ein kleines Stück Hintergrundinformation: Ich höre seit einigen Jahren deutsche Rapmusik. Jedoch welche mit Sinn und Verstand, wie ihr gleich sehen werdet.

Die Musik, wie versprochen:



Prezident - Stendhal Effekt


Die Recherche, wie versprochen: 


"Als Stendhal Effekt beziehungsweise als Stendhal Syndrom werden gewisse psychosomatische Störungen bezeichnet, wenn diese im zeitlichen Zusammenhang mit einer kulturellen Reizüberflutung auftreten.
Zu den Symptomen zählen:
Panikattacken,Wahrnehmungsstörungen und wahnhafte Bewusstseinsveränderungen.
Erstmals wissenschaftlich beschrieben wurde dieses nach dem französischen Schriftsteller Stendhal benannte Syndrom 1979 von der italienischen Psychologin Graziella Magherini. Eine von Magherini zehn Jahre später veröffentlichte Studie, in der sie mehr als 100 für das Stendhal-Syndrom typische Krankheitsfälle von Touristen in der Kunstmetropole Florenz beschrieb, machte das Syndrom international bekannt."

Die Literatur, wie versprochen: 
Hierbei handelt es sich um einen Auszug aus Georg Büchners "Lenz", genauer noch aus dem ersten Kapitel (zu beachten ist die markierte Stelle.)
"Den 20. ging Lenz durch's Gebirg. Die Gipfel und hohen Bergflächen im Schnee, die Täler hinunter graues Gestein, grüne Flächen, Felsen und Tannen. Es war naßkalt, das Wasser rieselte die Felsen hinunter und sprang über den Weg. Die Äste der Tannen hingen schwer herab in die feuchte Luft. Am Himmel zogen graue Wolken, aber Alles so dicht, und dann dampfte der Nebel herauf und strich schwer und feucht durch das Gesträuch, so träg, so plump. Er ging gleichgültig weiter, es lag ihm nicht's am Weg, bald auf- bald abwärts. Müdigkeit spürte er keine, nur war es ihm manchmal unangenehm, daß er nicht auf dem Kopf gehn konnte. Anfangs drängte es ihm in der Brust, wenn das Gestein so wegsprang, der graue Wald sich unter ihm schüttelte, und der Nebel die Formen bald verschlang, bald die gewaltigen Glieder halb enthüllte; es drängte in ihm, er suchte nach etwas, wie nach verlornen Träumen, aber er fand nichts. Es war ihm alles so klein, so nahe, so naß, er hätte die Erde hinter den Ofen setzen mögen, er begriff nicht, daß er so viel Zeit brauchte, um einen Abhang hinunter zu klimmen, einen fernen Punkt zu erreichen; er meinte, er müsse Alles mit ein Paar Schritten ausmessen können. Nur manchmal, wenn der Sturm das Gewölk in die Täler warf, und es den Wald herauf dampfte, und die Stimmen an den Felsen wach wurden, bald wie fern verhallende Donner, und dann gewaltig heran brausten, in Tönen, als wollten sie in ihrem wilden Jubel die Erde besingen, und die Wolken wie wilde wiehernde Rosse heransprengten, und der Sonnenschein dazwischen durchging und kam und sein blitzendes Schwert an den Schneeflächen zog, so daß ein helles, blendendes Licht über die Gipfel in die Täler schnitt; oder wenn der Sturm das Gewölk abwärts trieb und einen lichtblauen See hineinriß, und dann der Wind verhallte und tief unten aus den Schluchten, aus den Wipfeln der Tannen wie ein Wiegenlied und Glockengeläute heraufsummte, und amtiefen Blau ein leises Rot hinaufklomm, und kleine Wölkchen auf silbernen Flügeln durchzogen und alle Berggipfel scharf und fest, weit über das Land hin glänzten und blitzten, riß es ihm in der Brust, er stand, keuchend, den Leib vorwärts gebogen, Augen und Mund weit offen, er meinte, er müsse den Sturm in sich ziehen, Alles in sich fassen, er dehnte sich aus und lag über der Erde, er wühlte sich in das All hinein, es war eine Lust, die ihm wehe tat; oder er stand still und legte das Haupt in's Moos und schloß die Augen halb, und dann zog es weit von ihm, die Erde wich unter ihm, sie wurde klein wie ein wandelnder Stern und tauchte sich in einen brausenden Strom, der seine klare Flut unter ihm zog. Aber es waren nur Augenblicke, und dann erhob er sich nüchtern, fest, ruhig als wäre ein Schattenspiel vor ihm vorübergezogen, er wußte von nichts mehr. Gegen Abend kam er auf die Höhe des Gebirgs, auf das Schneefeld, von wo man wieder hinabstieg in die Ebene nach Westen, er setzte sich oben nieder. Es war gegen Abend ruhiger geworden; das Gewölk lag fest und unbeweglich am Himmel, so weit der Blick reichte, nichts als Gipfel, von denen sich breite Flächen hinabzogen, und alles so still, grau, dämmernd; es wurde ihm entsetzlich einsam, er war allein, ganz allein, er wollte mit sich sprechen, aber er konnte, er wagte kaum zu atmen, das Biegen seines Fußes tönte wie Donner unter ihm, er mußte sich niedersetzen; es faßte ihn eine namenlose Angst in diesem Nichts, er war im Leeren, er riß sich auf und flog den Abhang hinunter. Es war finster geworden, Himmel und Erde verschmolzen in Eins. Es war als ginge ihm was nach, und als müsse ihn was Entsetzliches erreichen, etwas das Menschen nicht ertragen können, als jage der Wahnsinn auf Rossen hinter ihm. Endlich hörte er Stimmen, er sah Lichter, es wurde ihm leichter, man sagte ihm, er hätte noch eine halbe Stunde nach Waldbach. Er ging durch das Dorf, die Lichter schienen durch die Fenster, er sah hinein im Vorbeigehen, Kinder am Tische, alte Weiber, Mädchen, Alles ruhige, stille Gesichter, es war ihm als müsse das Licht von ihnen ausstrahlen, es ward ihm leicht, er war bald in Waldbach im Pfarrhause."

Ich finde in der markierten Passage wird sehr genau beschrieben wie es abläuft, wenn das Syndrom einsetzt.
Die erneute Recherche, wie versprochen:


Hierbei fiel mir besonders das Werk "Über die Liebe" von ihm auf, weswegen ich hier eine Empfehlung dazu abgeben will.

Die Buchempfehlung mit Textprobe, wie versprochen: 

Ich bin zurzeit im Begriff es zu lesen und habe bereits die ersten beiden Kapitel fertig. Jeder der sich für das Thema "Liebe" aus der Sicht der Psychologie interessiert, sollte es unbedingt lesen, allein schon die ersten beiden Kapitel lohnen sich vollkommen. Hier sind sie für euch:


"1. Von den Arten der Liebe
Ich suche mir klar zu werden über jene Leidenschaft, die stets, wenn sie sich aufrichtig äußert, das Kennzeichen der Schönheit trägt. Es gibt vier Arten der Liebe.
Erstens: die Liebe aus Leidenschaft; es ist die der Portugiesischen Nonne, die der Heloise zu Abälard.
Zweitens: Die Liebe aus Galanterie, die in Paris um 1760 herrschte, wie wir sie in den Memoiren und Romanen dieser Zeit finden, bei Crebillon, Lauzun, Duclos, Marmontel, Chamfort, Frau von Epinay und anderen.
Sie ist wie ein Gemälde, auf dem alles bis in die Schatten hinein rosenfarbig sein soll, in das unter keinem Vorwande etwas Häßliches geraten darf, um nicht gegen die Sitte, den guten Ton und das Zartgefühl zu verstoßen. Ein Mann von guter Herkunft weiß im voraus genau, wie er sich in den verschiedenen Phasen dieser Liebe zu Verhalten hat und was ihm in jeder einzelnen bevorsteht. Da es hierbei keine Leidenschaft und nichts Unerwartetes gibt, hat sie oft mehr Zartgefühl als die wahre Liebe; das Hirn behält immer die Herrschaft. Sie ist wie eine hübsche, aber kalte Miniatur gegenüber einem Bilde der Carracci; und während uns die Liebe aus Leidenschaft alle äußeren Vorteile vergessen läßt, weiß die Liebe aus Galanterie sich ihnen stets anzupassen. Nimmt man dieser armseligen Liebe den äußeren Schein, so bleibt wahrlich recht wenig übrig; der Illusion beraubt, gleicht sie einem Kranken, der sich nur mühsam weiterschleppt.
Drittens: die Liebe aus Sinnlichkeit.
Auf der Jagd einem hübschen drallen Bauernmädchen nachlaufen, das in den Wald flüchtet. Jedermann kennt solche Liebesfreuden. Ein Charakter mag noch so hart und unglücklich sein, auf diese Weise fängt man mit sechzehn Jahren an.
Viertens: die Liebe aus Eitelkeit.
Bei weitem die meisten Männer, besonders in Frankreich, begehren und besitzen schicke Frauen, wie man sich ein schönes Pferd hält, aber wie jeden beliebigen andern zum Luxus eines jungen Mannes gehörigen Gegenstand. Die mehr oder weniger geschmeichelte oder gereizte Eitelkeit ist die Ursache solcher Neigung. Manchmal mischt sich auch sinnliche Liebe hinein, aber nicht immer, oft fehlt sogar der körperliche Genuß. »Eine Herzogin ist in den Augen eines Bürgerlichen nie älter als dreißig Jahre,« sagte die Herzogin von Chaulnes. Und die Hofgesellschaft des trefflichen Königs Ludwig von Holland erinnert sich noch mit Vergnügen einer hübschen Dame im Haag, die nicht umhin konnte, jeden Herzog oder Prinzen liebenswert zu erachten. Sowie aber ein Prinz am Hofe erschien, fiel streng nach monarchischem Grundsatz der Herzog in Ungnade. Sie war gleichsam der Orden des diplomatischen Korps.
Im glücklichsten Falle gewinnt bei solchen oberflächlichen Beziehungen das sinnliche Vergnügen durch die Gewohnheit an Wert. Die Erinnerung umgibt es mit einem schwachen Abglanz von wahrer Liebe.
Einsam, grollen wir aus Eitelkeit und sind voller Trauer. Romanhafte Gedanken benehmen uns den Kopf, und wir kommen uns verliebt und melancholisch vor; denn die Eitelkeit redet sich gern eine große Leidenschaft ein. In der Tat werden die Freuden der Liebe, gleichgültig welcher Art von Liebe sie entsprungen sind, durch das Hinzukommen einer seelischen Erregung lebhafter und bleiben länger in der Erinnerung. Dabei übertrifft, im Gegensatz zu den meisten anderen Leidenschaften, die Erinnerung an das Verlorene scheinbar alles, was wir von der Zukunft zu erwarten haben.
In der Liebe aus Eitelkeit erzeugt mitunter der längere Umgang oder die Hoffnungslosigkeit, die ideale Liebe zu finden, eine gewisse, in ihrer Art freilich verächtliche Freundschaft. Sie prahlt mit Beständigkeit,
Die Sinnlichkeit ist etwas Natürliches; jeder kennt sie, aber in den Augen zärtlicher und leidenschaftlicher Naturen hat sie nur einen untergeordneten Rang. Wenn solche Menschen in der Gesellschaft oft lächerlich erscheinen, wenn die Lebewelt sie durch ihre Intrigen unglücklich macht, so erfahren sie als Ersatz dafür Freuden, die denen nie zuteil werden, deren Herzen nur für die eitle Ehre oder für das Geld schlagen.
Viele tugendhafte und feinfühlige Frauen kennen die Sinnlichkeit so gut wie gar nicht. Sie setzen sich ihr selten aus, wenn ich so sagen darf, und selbst wenn sie es tun, erstickt die körperliche Lust geradezu in der Glut der Leidenschaft.
Es gibt Menschen, die Opfer und Werkzeuge eines teuflischen Hochmutes sind, eines Hochmutes, wie ihn Alfieri besaß. Solche Menschen, die vielleicht grausam sind, weil sie wie Nero fortwährend in Angst schweben und alle Menschen nur nach sich selbst beurteilen, finden an der Sinnlichkeit nur so lange Vergnügen, als ihr Hochmut dabei voll befriedigt wird, das heißt, solange sie beim Genusse Grausamkeiten verüben können. So sind die Scheußlichkeiten in Sades »Justine« zu erklären. Nirgends finden jene Menschen das Gefühl der Sicherheit.
Schließlich könnte man, anstatt vier verschiedene Arten von Liebe zu unterscheiden, sehr gut eine Menge weiterer Abarten aufstellen. Unter uns Menschen gibt es gewiß ebensoviel Möglichkeiten, etwas zu fühlen, wie etwas zu sehen. Aber Unterschiede in der Benennung ändern nichts an den folgenden Betrachtungen.
Alle Liebe auf Erden findet ihre Entstehung, ihre Dauer und ihr Ende oder die Unsterblichkeit unter denselben Gesetzen.

2. Die Entstehung der Liebe

Die Liebe entsteht, indem ein Weib in uns
1. Bewunderung erregt,
2. Gedanken, wie: welche Lust, es zu küssen und von ihm geküßt zu werden,
3. Hoffnung.
Wir suchen nach Vorzügen. In dieser Zeit sollte sich ein Weib hingeben; dann wäre der sinnliche Genuß der denkbar höchste. Selbst bei sehr spröden Frauen glühen im Augenblicke der Erwartung die Augen. Ihre Leidenschaft ist so mächtig und ihre Sinnlichkeit so erregt, daß sie sich an auffälligen Zeichen verraten.
4. Die Liebe ist entstanden.
Liebe ist die Freude, ein liebenswertes und liebendes Wesen mit allen Sinnen und in nächster Nähe zu sehen, zu berühren und zu fühlen.
5. Es beginnt die erste Kristallbildung.
Wir haben Gefallen daran, eine Frau, deren Liebe wir sicher sind, mit tausend Vorzügen auszuschmücken und uns unser Glück selbstgefällig bis in alle Einzelheiten auszumalen. Mit anderen Worten, wir überschätzen ein kostbares Geschenk, das uns der Himmel gerade in den Schoß geworfen hat und das uns ganz fremd ist, und betrachten es als unser sicheres Eigentum.
Beobachten wir einmal, was innerhalb von vierundzwanzig Stunden im Kopf und Herzen eines Liebenden vorgeht.
Wenn wir in den Salzbergwerken bei Salzburg in die Tiefe eines verlassenen Schachtes einen entblätterten Zweig werfen und ihn nach einigen Monaten wieder hervorziehen, so ist er über und über mit glitzernden Kristallen bedeckt. Selbst die kleinsten Ästchen, die kaum größer sind als die Krallen einer Meise, sind mit unzähligen hellfunkelnden Diamanten besät, so daß man den kahlen Zweig nicht wiedererkennt.
In diesem Sinne nenne ich Kristallbildung die schöpferische Tätigkeit unseres Geistes, der bei jeder neuen Betrachtung der Geliebten immer neue Vorzüge an ihr entdeckt.
Zum Beispiel erzählt ein Vielgereister von der Frische der Orangenhaine am Golf von Genua während der Glut des Sommers: welche Wonne, denken wir, diese Kühle mit der Geliebten zu genießen!
Oder einer unserer Freunde bricht auf der Jagd einen Arm: welche Seligkeit, sich der Pflege einer geliebten Frau zu überlassen. Immer mit ihr zusammen zu sein, ungehindert ihre Liebe vor Augen zu haben, das muß doch beinahe dazu verleiten, den Schmerz zu segnen. Und man kommt vom Krankenlager des Freundes zurück, ohne mehr an der engelhaften Güte der Geliebten zu zweifeln. Mit einem Worte, der bloße Gedanke an eine Vollkommenheit genügt, sie an dem geliebten Wesen alsbald zu erblicken.
Diese wundersame Erscheinung, die ich also Kristallbildung nennen will, hat ihre Begründung in der Natur, die uns ebenso die Sehnsucht nach Genuß eingibt, wie sie das Blut durch unsere Adern kreisen läßt, in dem Gefühl, daß sich der Genuß mit der Vollkommenheit der Geliebten steigert, und in dem Gedanken: »Sie ist mein.« Ein Wilder hat keine Zeit, zu dieser Verfeinerung zu kommen. Er genießt, aber seine Gedanken folgen bereits dem Damhirsche, der in den Wald flieht und mit dessen Fleisch er wieder neue Kräfte gewinnen muß, um nicht unter der Axt seines Feindes zu fallen.
Das andere Extrem der Kultur bildet ohne Zweifel die feinfühlige Frau, die sinnlichen Genuß nur bei dem Manne zu empfinden vermag, den sie liebt. Sie ist der volle Gegensatz zum Wilden. Bei den zivilisierten Völkern hat die Frau wenig Beschäftigung; dagegen ist der Wilde durch sein Tagewerk so in Anspruch genommen, daß er sein Weib wie ein Haustier behandelt. Auch unter den Tieren sind die Weibchen meistens um so glücklicher, je müheloser die Männchen ihren Lebensunterhalt aufbringen.
Aber verlassen wir den Urwald, um nach Paris zurückzukehren. Ein leidenschaftlicher Mensch sieht der Geliebten alle Vollkommenheiten an. Und doch ist er noch nicht mit ganzer Seele der ihre, denn der Mensch übersättigt sich leicht an allem Eintönigen, selbst am vollkommenen Glück. (Damit soll gesagt sein, ein und dieselbe Nuance des Seins hat immer nur einen Augenblick vollendeten Glückes; doch die Art und Weise zu sein, wechselt bei einem leidenschaftlichen Menschen zehnmal am Tage.) Um ihn ganz zu fesseln, kommt noch etwas anderes hinzu.
6. Es entstehen Zweifel.
Nach zehn- oder zwölfmaligem Sichsehen oder nach einer langen Reihe anderer Erlebnisse, die nur einen Augenblick ober viele Tage ausfüllen können, und die erst die Hoffnung erweckt und dann groß gezogen haben, überwindet der Liebende seine anfängliche Unruhe und vertraut seinem Glücke fester. Vielleicht schwebt ihm auch irgend ein Lehrsatz vor, der aber nur auf den Durchschnitt der Fälle anwendbar ist, wenn es gilt, leichtfertige Weiber zu erobern. Kurz, er verlangt ein greifbareres Unterpfand der Liebe und will sein Glück zum Siege führen.
Fühlt er sich zu siegesgewiß, so wird auf der anderen Seite mit Gleichgültigkeit, Kälte oder gar Entrüstung abgewehrt. Französinnen haben noch eine gewisse ironische Art, die zu sagen scheint: »Du bildest dir ein, weiter zu sein, als du bist!« So benimmt sich eine Frau, wenn Liebesrausch und Scham in ihr kämpfen und sie fürchtet, die letztere verletzt zu haben, oder einfach aus Vorsicht oder aus Gefallsucht.
Der Liebende beginnt dadurch an dem erhofften Erfolge zu zweifeln. Bitter ergeht er sich über die Gründe seiner Hoffnung, die er klar vor sich zu sehen vermeinte.
Er will sich wieder den anderen Zerstreuungen des Lebens in die Arme werfen, aber er findet sie schal. Das Bewußtsein, namenlos unglücklich zu sein, erfaßt ihn und damit eine tiefe Nachdenklichkeit.
7. Es beginnt die zweite Kristallbildung. Wie Diamanten bilden sich die Bestätigungen des Gedankens: »Sie liebt mich.«
In jeder Viertelstunde der Nacht, die dem ersten Zweifel folgt, und nach Augenblicken des tiefsten Unglücks redet sich der Verliebte ein: »Sie liebt mich doch,« und die Kristallbildung fördert immer neue Reize zutage, bis mit einem Male neuer Zweifel den Liebenden mit teuflischen Augen anstarrt und ihn wieder ganz niederdrückt. Seine Brust atmet kaum mehr; er fragt sich: »Liebt sie mich auch wirklich?« In diesem bald freudevollen, bald qualvollen Entweder-Oder fühlt der Verliebte lebhaft: »Sie würde mir Freuden gewähren, wie sie mir kein anderes Weib auf Erden geben kann.«
Gerade die Handgreiflichkeit dieser Wahrheit, wo wir gleichsam am äußersten Rande eines grausigen Abgrundes schreiten und mit einer Hand schon das seligste Glück erfassen, verleiht der zweiten Kristallbildung im Vergleiche zur ersten einen viel tieferen Gehalt.
Der Liebende schwankt beständig zwischen drei Gedanken hin und her:
1. Sie hat alle erdenklichen Vorzüge,
2. sie liebt mich,
3. wie fange ich es an, um von ihr den klarsten Beweis der Liebe zu erringen?
Ein herzzerreißender Augenblick einer jungen Liebe ist aber der, wo der Liebende merkt, daß er einen gründlichen Fehler begangen hat, und er ein Stück des entstandenen Kristalls wieder zerschlagen muß. Dann zweifelt er an der Kristallbildung überhaupt."

Viel Spaß beim Hören, Lesen und Begeistern lassen. In diesem Sinne beste Grüße.